Über den Dächern Osakas
Erstmal was futtern
Da der Tag lang ist und das Beklettern von hohen Gebäuden ja bekanntlich rund um den Sonnenuntergang besonders schön ist, musste vorher noch etwas Aktitivät her. So langsam, aber sicher könnte ich mir mal ein paar Gedanken über Mitbringsel machen. Und was zu futtern wäre bestimmt auch nicht schlecht. Wo kann man da nur hingehen? Vielleicht auf einen Markt? Sowas hat Osaka als eines der Wirtschaftszentren Japans doch bestimmt. Tante Google sagt, der Kuromon Ichiba Market soll ganz schick sein.
Und das ist nicht untertrieben. Ein Besuch hier ist auf jeden Fall lohnenswert. So richtig massiv unterscheidet er sich jetzt zwar auch nicht von vergleichbaren Märkten in Tokio oder Kyoto. Aber insbesondere aus westlicher Sicht kann man sich ja an all diesem bunten und spannend riechendem Tier- und Pflanzenzeug kaum sattsehen.
Leider signalisierte mein Magen, dass er am heutigen Tag nicht allzu viel Interesse an Geschmacksexperimenten hatte, weshalb ich mich diesbezüglich lieber etwas zurückgehalten habe. Zu gucken und riechen gab es aber reichlich. Ständeweise Meeresfrüchte, von den omnipräsenten Garnelen über geräuchtern Aal, sündhaft teure Seeigel bis hin zu noch teureren Beinen der Japanischen Riesenkrabbe. Diese Biester können ausgewachsen von Kralle zu Kralle bis zu fünfeinhalb Meter groß werden, behauptet Wikipedia. Sowas möchte man nicht unter dem Bett haben. Zum Glück halten die sich in der Regel in einer Meerestiefe von 400 Metern aus. Und gelten in Japan als Delikatesse. Ich habe weder Zeit, noch Interesse, noch Geld dafür.
Abseits der Futterstände ist auf dem Markt relativ wenig los und es wird schnell gewöhnlich. Das ist aber gar nicht abwertend gemeint. Es gibt Läden, die Haushaltswaren verkaufen oder - deutlich spanennder - Restaurantaustattungen. Für Japaner bestimmt ziemlich uninteressant, für Westeuropäer gibt es einiges zu gucken und staunen. Und natürlich gibt es nicht nur einen Souvenier-Shop. Und endlich mal ein paar Stäbchenläden, die nicht danach aussehen, als wollten sie überteuerte Plastikware an unwürdige Touristen bringen.
Da kann man schon ein paar Stunden schlendernd, schauend und staunend verbringen. All das spielt sich ziemlich zentral um den Hauptbahnhof ab. Und von hier ist es zu Fuß gar nicht weit zum heutigen Bekletterungsziel: Dem Umeda Sky Building.
Darf ich vorstellen, Umeda Sky Building!
Wie viele extravagante Bauprojekte wurde das Gebäude in 80ern, als der Yen noch richtig Wumms hatte, geplant und Mitte der 90er fertiggestellt. Mit einer Höhe von 173 Metern ist es nicht sonderlich spektakulär hoch. Spektakulär ist eher die Form. Was man auf dem obigen Bild schon erahnen kann, besteht das Umeda Sky Building eigentlich aus zwei Hochhäusern, die (fast) nur auf den obersten Etagen miteinander verbunden sind. Zwischen den beiden Gebäuden auf den obersten Etagen befindet sich eine Aussichtsplattform und direkt darunter die (angeblich, so richtig bestätigen konnte das mein Freund Wikipedia nicht) höchsten freischwebenden Rolltreppen der Welt.
Da ich die Beschilderung zum Aussichtsdeck entweder nicht finden oder lesen konnte, bin ich einfach mal in eines der Gebäude reingegangen. Die Rezeption war bereits nicht mehr besetzt und auch ansonsten sah nichts nach kompetentem Personal aus. Also einfach mal in einen Fahrstuhl und tatsächlich, auf der obersten Etage stand was vonwegen Aussichtsplattform.
Was auf dem Bild oben nur etwas schwer zu erkennen ist: Es gibt anscheinend keinen direkten Weg von den beiden Türmen zur Aussichtsplattform zu gelangen, außer über diese beiden Rolltreppenröhren. Diese führen quasi von der obersten Etage des einen Turmes in die unterste Etage der Aussichtsplattform. Eine Rolltreppe fährt hoch, eine fährt herunter. Eintritt bezahlt man erst hinter der Rolltreppe, man kann also theoretisch auch einfach nur den ganzen Tag mit dieser wirklich überaus spektakulären Rolltreppe herumfahren. Um einen Eindruck davon zu vermitteln, bin ich kurz vor dem Verlassen die Rolltreppe noch einmal mit eingeschalteter Kamera hoch- und danach wieder heruntergefahren. Darum ist es auf dem Aufstiegsvideo schon deutlich dunkler als auf den Fotos von oben:

Die Fahrt war für mich gerade so gut an der Grenze. Ich hatte keine Probleme mit der Höhenangst, da alles sicher abgeschlossen wirkte. Der Blick zu den Seiten, insbesondere herunter auf den Boden verursachte aber ein leichtes Schaudern. Oben angekommen löhnt man dann einen fairen Obolus (700 Yen, also etwa 6 Euro) und kann auf die Aussichtsplattform. Es gibt eine sehr weitläufige, geschlossene Etage mit großen Panoramascheiben, ein paar ulkige Kunstwerke, viele Spiegel und leise Klassik im Hintergrund.
In der Mitte des Dachgeschosses ist ein kreisrundes Loch, um das herum sich sich die obere, offene Etage der Aussichtsplattform zieht.
Erstmal wird aber die untere Etage erkundet. Mittlerweile wird es langsam Abend, die ersten Gebäude sind bereits in goldenes Licht getaucht. Wenn ich mir Zeit lasse, bin ich pünktlich zum Sonnenuntergang auf dem Dach. Jetzt also erstmal ein bisschen staunen.
Auf dem untersten Bild ist unten links ein kurioses Gebäude zu sehen: Das runde Dingen mit TKP auf dem Dach, direkt hinter dem APA Hotel, ist das Gate Tower Building. Was auf dem Bild nicht wirklich zu erkennen ist, die Schnellstraße geht tatsächlich mitten durch das Gebäude. Der Grund hierfür ist, dass sich Städteplaner und Grundstücksbesitzer schlicht nicht einigen konnten, ob man an diese Stelle jetzt ein Bürogebäude oder eine Schnellstraße setzt. Der Kompromiss: Das Gebäude wird gebaut, der Betreiber der Autobahn mietet die Etagen 5 bis 7 und darf dafür seine Straße durch das Gebäude führen. Ich kannte die Geschichte des Gebäudes schon von dem wirklich tollen Youtube-Channel "Only in Japan", hatte aber ganz vergessen, in welcher Stadt es sich befindet. Umso erfreuter war ich natürlich, als ich das Gebäude entdeckte. Wer mehr über das Gebäude erfahren möchte, hier das Video:

Wie üblich gibt es noch einiges mehr an Fotos am Ende des Artikels. Da es langsam dämmerte, war es nun an der Zeit, die Freiluftetage zu betreten. Obwohl man auf dem oberen Ring erst einmal auf die darunter liegende Etage schaut und natürlich alles an Sicherheitsvorkehrungen getroffen war, damit selbst den ungeschicktesten Tölpen nichts passieren konnte, sorgte die frische Luft dafür, dass sich meine Höhenangst in unangenehme Bereiche bewegte. Was, wenn jetzt ein spontaner Orkan entsteht, mich erfasst und ich vom Gebäude fliege? Das tut doch bestimmt weh. Naja, trotz leichter Schwierigkeiten konnte ich die Stimmung da oben aber ganz gut genießen und echt tolle Fotos schießen.
Und Zeit für ein kleines Video war natürlich auch noch:

Am Ende des Beitrages gibt es noch einen Stapel weiterer, toller Bilder. Ich für meinen Teil hatte genug gesehen. Es wurde Zeit für die Rolltreppe in Richtung sicherer Erde. Direkt neben der Rolltreppe gibt es dann auch noch einen netten Glasaufzug mit spektakulärer Aussicht. Den nehmen wir natürlich auch noch schnell mit:

Und dann aber flott zurück zum Bahnhof und von dort (mit einem kurzen Abstecher zu MOS Burger) in's Hotel. Morgen wird ausgecheckt und ich muss unbedingt meinen Koffer noch loswerden. Denn den kann ich morgen nicht gebrauchen. Der Plan sieht vor, dass mein Koffer sich schon mal auf den Weg nach Hiroshima macht. Während ich ein Date mit einer weißen Burg zwischen Osaka und Hiroshima haben werde, bevor ich mich abends wieder mit meinem Koffer treffe. Nachdem die weiße Burg von Himeji im letzten Urlaub aufgrund eines spontanen Unwetters buchstäblich ins Wasser gefallen ist, soll es morgen tatsächlich soweit sein. Und ich kann auch schon mal verraten: Es gibt eine rosa Überraschung. Nein, nichts mit Kirschblüten.
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