Tagesausflug nach Kobe
Osaka und Kobe waren mal benachbarte Städte. Durch die auch in Japan immer weiter voran schreitende Verstädterung sind beide allerdings so sehr gewachsen, dass sie mittlerweile ineinander wachsen. Entsprechend fühlt sich die 40 Kilometer weite Reise von Osaka Hauptbahnhof nach Kobe Hauptbahnhof eher wie eine etwas längere S-Bahnfahrt an. Auf dem Plan für heute stand nicht das berühmte, nach der Stadt benannte Kobe-Beef. Stattdessen der Hafen, ein Roboter und eine Brücke. Klingt jetzt vielleicht nicht so spektakulär, war aber spitze. Und es gab auch noch eine Überraschung.
Zahlen, Daten, Fakten
Bevor es zum Hafen geht, noch schnell ein paar Informationen zu Kobe. Mit 1,5 Millionen Einwohnern ist Kobe immerhin die sechstgrößte Stadt Japans. Erstmals erwähnt wurde Kobe bereits etwa im Jahre 200. Insbeosndere während der Tokugawa-Zeit gewann der Hafen der Stadt an Bedeutung. So wirklich wichtig wurde die Stadt aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts, als Japan sich dem Rest der Welt öffnete und Kobes Hafen einer der ersten freien Häfen war.
In Kobe sitzt die Firmenzentrale von Asics. Für knapp drei Jahre hat Lukas Podolski seine Fußballschuhe für Vissel Kobe geschnürt, mit denen er Anfang 2020 den Emperor's Cup gewinnen konnte, Kobes ersten Fußballtitel überhaupt. Und spätestens seit dem tragischen Unfall vor ein paar Wochen darf natürlich auch Kobe Bryant nicht unerwähnt bleiben: Der ist zumindest indirekt nach Kobe benannt. Allerdings eher nach dem Fleisch. Das hatte sein Vater kurz vor Kobes Geburt in einem Restaurant in Amerika gegessen und es hat ihm so gut geschmeckt, dass er seinen Sohn danach benannte. Immerhin hat seinen Sohn das aber zum Ehrenbürger von Kobe gemacht.
Zum Hafen
Vom Hauptbahnhof in Kobe kann man locker in 20 Minuten zum Hafen spazieren. Dabei genießt man mal wieder die irgendwie etwas kuriose Architektur japanischer Großstädte. Es geht vorbei an Einkaufszentren, in denen gerade die Weihnachtsdeko montiert wird und über und unter den überall präsenten Stadtautbahnen her. Das hat auch in Kobe einen nicht zu übersehenden 80er-Jahre-Flair, sieht aber vermutlich in deutschen Großstädten auch nicht glanzvoller aus.
Der Kobe Port Tower
Kaum ist man an ein paar größeren Lagerhallen vorbei, offenbart sich der Blick auf eine riesige Fläche Hafengelände. Hier sticht natürlich direkt der Kobe Port Tower in's Auge. Der 108 Meter hohe Turm wurde in den 60ern erbaut und dient touristischen Zwecken. Es gibt verschieden hohe Aussichtsdecks und unter anderem ein rotierendes Restaurant. Die Sicht war zwar super, aber ich hatte noch so viel auf dem Plan für heute, dass ein Besuch einer der Aussichtsplattformen ausfallen musste.
Kobe Maritime Museum
Direkt neben dem Turm steht ein weiteres, auffälliges Gebäude: Das Kobe Maritime Musuem, das durch sein weißes, an ein Segelschiff erinnerndes Dach in's Auge sticht. So richtig Bock auf alte Schiffe hatte ich nicht und die Zeit war knapp, also habe ich es nur von außen gesehen.
Stattdessen bin ich lieber noch etwas bei dem tollen Wetter über das Hafengelände geschlendert. Dort gab es unter anderem einen dieser Touristen-Fotospots, der hier den Text BE KOBE hatte (und der bestimmt nach dem Tod von Kobe Bryant ein Pilgerort geworden ist). Neben Starbucks und Eisdielen gab es einen etwas heruntergekommenen Vergnügungspark, aber auch ein bisschen Hafenindustrie zu sehen.
Als ich am bemerkenswert hässlichen Meriken Park Oriental Hotel vorbei kam, fiel mir auf dem Pier eine Gruppe ohne ersichtlichen Grund wartender Japaner auf. Was war da denn so spannend? Die meisten hatten dicke Fotoapparate und Stative dabei. Das kann doch kein Zufall sein. Hier passiert bestimmt gleich etwas. Ob ein Prominenter kommt, den ich nicht kenne? Nicht so wahrscheinlich, schließlich waren die meisten Fotoapparate bereits auf das Hafenbecken ausgerichtet. Aber das sah spannend genug aus, um hier strategisch klug meine Mittagspause einzulegen.
Während ich mein Eiersandwich mit kaltem Grüntee genoss, kamen immer mehr erwartungsfrohe Japaner mit ihren Fotoapparaten. Mehrere Schlepper und weitere kleine Schiffe fuhren hektisch vor uns auf und ab. Was soll denn das werden? Und während ich noch meinen Nachtisch in Form eines leckeren Pflaumen-Onigiris verspeiste, tuten die Schiffe auf einmal los. Jetzt werden auch die ganzen Japaner hektisch, und lassen ihre Kameras klackern. Aber was ist denn da los? Ich kapiere es nicht. Bis dann auch ich es endlich sehe.
Direkt vor uns rutscht ein nagelneues U-Boot vom Dock in's Wasser und wird getauft. Hui, gar nicht schlecht. Das Boot ist festlich geschmückt und trägt unter anderem vorne eine riesige Kriegsflagge. Das U-Boot wird natürlich wie der Rest der japanischen Armee ausschließlich zur Selbstverteidigung eingesetzt, zumindest solange Ministerpräsident Abe keine Mehrheit für eine Verfassungsänderung zusammen bekommt. Das Boot schippert noch ein wenig im Hafen herum, die Japaner knipsen ihre Speicherkarten voll, aber für mich heißt es weiterziehen. Unten gibt es noch ein paar mehr Bilder der Taufe. Ich muss schnell noch einen Roboter besuchen.
Gestatten, mein Name ist Tetsujin 28-go
In einem Vorort Kobes steht zwischen Kinderspielplatz und Einkaufszentrum eine 18 Meter hohe Statue des Roboters Tetsujin 28-go (quasi: Eisenmensch Nummer 28) aus der gleichnamigen Anime-Serie. Die Serie war mir bisher völlig unbekannt. Der Vorspann sieht ulkig aus, aber gucken möchte ich das wohl nicht. Dennoch kann ich so einen spektakulären Roboter natürlich nicht unbesucht lassen, wenn ich mit der Bahn quasi dran vorbei fahre. Hier der Vorspann der Serie:

Ansonsten gab es hier wirklich nichts zu sehen. Ich wurde aber noch von einer etwa einen Meter großen Omi angequatscht. Natürlich konnte sie kein Englisch und mit meinen Japanischkenntnissen kann ich teilweise nur vermuten, worüber wir geredet haben. Ich glaube, sie wollte mich vor allen Dingen darauf hinweisen, dass ich ja auch ganz schön groß bin, wie der Roboter. Und was ich hier denn mache und wo ich herkomme. Danach wünschte sie mir einen schönen Urlaub und gab mir ganz westlich die Hand. Voll niedlich. Weiter unten gibt es noch weitere Roboterbilder. Ich musste schnell in den nächsten Zug springen. Denn es war bereits nachmittag und ein Ziel hatte ich für heute natürlich noch auf der Liste.
Im Westen Kobes liegt das Örtchen Akashi und von hier kann man über die Akashi-Kaikyo-Brücke erst auf die kleine Awaji-Insel und von dort über eine weitere Brücke auf die vierte Hauptinsel Japans - Shikoku - fahren. Ich hab ja nichts zum Fahren und die Brücke hat eine Gesamtlänge von fast vier Kilometern. Das ist nicht nur eine ziemlich lange Brücke, das ist die längste Hängebrücke der Welt. Gemessen wird dabei die Länge zwischen den Pylonen der Brücke. Die Akashi-Kaikyo-Brücke bringt es da auf stolze 1991 Meter und ist damit bereits seit 1998 mit ziemlichem Abstand Spitzenreiter. Zum Vergleich, die (zugegebenermaßen über 60 Jahre ältere) Golden Gate Bridge bringt es nur auf etwas mehr als die Hälfte. Die Akashi-Kaikyo-Brücke hat entsprechend auch ein paar Milliarden gekostet. Die Brücke ist mautpflichtig und eine Überfahrt kostet stolze 2300 Yen (etwa 20 Euro).

Da Shikoku für diesen Urlaub eh nicht au meiner Liste stand, war ich nur zum Gucken hier. Und was für ein Glück ich hatte: Der Himmel war wie den ganzen Tag schon vollständig blau und nun ging die Sonne langsam vor der Brücke unter. So konnte ich unter der Brücke durch über ein paar Piers und tolle Sandstrände gemütlich ein Stündchen zurück in Richtung Kobe wandern und so die Brücke aus verschiedensten Perspektiven sehen. Als ich zurück in Kobe war, war es bereits dunkel. Also ab in den nächsten Zug nach Osaka, schnell noch Gyoza und Okonomiyaki futtern und ab in's Bett.
Im nächsten Artikel gibt es schwitzige Hände für alle mit Höhenangst. Anbei noch ein Haufen Bilder und Videos. Insbesondere die von der Brücke sind echt gut geworden, finde ich.

Bildergalerie
Kommentare
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Am 14. Februar, 00:50 Uhr (Japan), 13. Februar, 16:50 Uhr (Deutschland)Kaum Menschen, dafür tiefblaues Wasser, leuchtend blauer Himmel, Strand, Weite und die Brücke. Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen.Am 15. Februar, 03:37 Uhr (Japan), 14. Februar, 19:37 Uhr (Deutschland)Tatsächlich gab es abgesehen vom Ausflug auf den Kumano Kudo keinen Tag, an dem ich so wenige Menschen gesehen habe.