Die goldenen Dächer von Nikko
Endlich wieder Zugfahren
Eigentlich ist es keine so richtig gute Idee, Nikko von Sendai aus zu machen, da es deutlich näher an Tokio liegt. Aber es gab leider nur noch den einen freien Termin für Fukushima gestern, also musste ich nach Sendai umziehen. Ich hätte natürlich dann wieder zurück nach Tokio, um dann später wieder durch Sendai nach Sapporo... Hmnä! Außerdem wird ein Großteil der Strecke mit dem Shinkansen zurückgelegt, wodurch ich pro Strecke nur etwa 40 Minuten länger brauchte. Und dank Japan Rail Pass nicht mehr zahlen musste. Eine tolle Erfindung! Und so ging es einigermaßen früh wieder zum Bahnhof und auf die Reise nach Nikko. Das Wetter war deutlich besser als gestern. Ansonsten wäre ich aber wohl auch zuhause geblieben. Im Zug gab es dann auch die Info, dass die Joban Line aufgrund des Unwetters bis auf weiteres nicht mehr fährt. Kurze Zeit erfuhr ich dann von den Schäden und Todesfällen durch das Unwetter. Auch wenn das Zentrum der Schäden weit weg von mir war und die Wahrscheinlichkeit, wirklich von sowas betroffen zu werden, relativ gering ist, ein mulmiges Gefühl war das schon. Immerhin sind wir kilometerweit mit dem Auto durch ein Sperrgebiet gefahren und danach nach stundenlangen Regengüssen mit dem Zug im Dunkeln die Küste hoch. Aber offenbar haben die Japaner auch hier die Sache einigermaßen im Griff. In anderen Ländern, die solchen Wetterbedingungen ausgesetzt sind, hätte es vermutlich deutlich übler ausgesehen.
Mit dem Shinkansen ging es bis Utsonomiya. Und ich will ja echt nichts sagen, aber wenn meine Uhren richtig gehen, war der Zug tatsächlich zwei Minuten zu spät da. Hoffentlich ist der Fahrer dafür nicht zum Seppuku gezwungen worden. Von Utsonomiya sollte uns die historische Nikko Line an unser Ziel bringen. Wie ich erst später erfahren habe, konnte die Linie erst zwei Tage vor meinem Besuch in Nikko den Betrieb wieder aufnehmen. Der Taifun Hagibis hatte bis hier hin gewütet. Man muss ja schon sagen, dass ich einiges an Reiseglück zu haben scheine. In wirklich niedlichen Wagen vollgepackt mit Touristen fuhren wir durch eine malerische Strecke. Die Bahn schraubt sich die Hügel hinauf. Weil alles so eng ist, fährt der Zug teilweise so nah an Häusern vorbei, dass man das Gefühl hat, man kann den Bewohnern ihre Futon-Betten vom Balkon klauen. Aber anstatt wie in Deutschland eine Bürgerinitiative zu gründen und wegen Lärmbelästigung zu klagen, stehen die Japaner in ihren Miniaturgärten und winken freudig dem Zug zu. Das scheint hier generell ein beliebtes Hobby zu sein. Immer mal wieder sieht man Bauarbeiter, Landwirte, Kinder und Alte begeistert und gerne auch mit beiden Armen winkend. Nach einer guten halben Stunde erreichten wir die Endstation: Willkommen in Nikko! Überraschenderweise steht man dann noch nicht mitten in all den tollen Tempeln, sondern in einem netten Örtchen. Nikko selbst ist ein ganz netter Ort - ein bisschen gewöhnlich, ein bisschen touristisch, aber sonst wirklich ganz nett. Vom Bahnhof kann man sich dann entweder in überfüllte Busse voller Touristen quetschen und sich dann mit weniger als Schrittgeschwindigkeit durch den Stau auf der Hauptstraße quälen. Oder man geht halt zu Fuß. Was ich natürlich tat, ich muss ja fit werden für den Kumano Kodo. Die Hauptstraße ist schnurgerade in Richtung der Anlage mit all den coolen Tempeln und Schreinen gezogen. Der Weg war entsprechend ein bisschen eintönig, auch wenn es hier und da ein paar nette Geschäfte und immer wieder eine tolle Aussicht auf die Berge gab. Leider zog sich der Himmel ein wenig zu. All die goldenen Tempel im Sonnenschein wären natürlich toll gewesen, aber naja. Immerhin regnete es nicht und es gab erste Anzeichen von Herbstlaub. Hurra!
Die Shinkyo-Brücke
Am Ende der Hauptstraße direkt am Fuße der Tempelanlagen gab es das erste Postkartenmotiv: Die heilige Shinkyo-Brücke. Schaut mal in die Google Bildersuche, wie traumhaft schön die ist. In der Realität ist sie auch wirklich sehr schön, aber die meisten Fotos verzerren die Situation schon arg. Die Brücke ist viel kleiner als es auf den Fotos scheint. Sie liegt direkt vor dem Zugang zu den Tempeln an der Stelle, wo die Hauptstraße Nikkos sich mit einer noch stärker befahreneren Straße trifft. Vor der Brücke streiten sich die Touristen um die besten Fotospots (ich habe natürtlich wie immer einfach den im 2. Stockwerk genommen und über all die kleinen Menschen hinweg fotografiert) und wer über die nur wenige Meter lange Brücke gehen möchte, muss Zweifuffzig Eintritt zahlen. Ich mit meiner Höhenangst wäre da wahrscheinlich auch für Geld nicht drüber gegangen.
Erstmal Buddha bei die Fische!
An der Brücke habe ich mich also gar nicht lange aufgehalten, sondern bin stattdessen schnell weiter in das Herz Nikkos. Nach einem kurzen, wunderschönen Anstieg über bemooste Treppen durch riesige Bäume landete ich erstmal vor dem Rinno-ji. Das ist einer der ältesten und wichtigsten buddhistischen Tempel Japans. Für das, was Nikko sonst so zu bieten hat, ist er von außen relativ unspektakulär. Man kann ihn allerdings auch gegen ein mittelkleines Entgeld betreten und innen ist er wirklich schön. Leider herrschte hier mal wieder Fotoverbot, deswegen gibt es keine Belege. Direkt hinter dem Eingang geht es erstmal einige Stufen nach unten. Alles ist in Schwarz gehalten, es ist angenehm kühl und duftet nach viel Räucherkram. Im Inneren sind dann haufenweise Reliquien ausgestellt, die zu den bedeutendsten in Japan gehören. Teils sehr groß, manchmal sehr klein, fast immer mit Gold und eigentlich auch recht geschmackvoll. Was mich dann aber immer wieder überrascht hier: Fast direkt neben diesen Heiligkeiten ist dann ein Stand, an dem man allerlei Tand kaufen kann. Von Glücksamuletten für 2 Euro bis zu goldenen (bestimmt echt!) Tierkreiszeichen-Anhängern mit ganz viel Zauberkraft. Aber naja, von irgendwas müssen ja auch die Gläubigen leben. Und so viel anders funktioniert ja der Teelichterverkauf in unseren Kirchen auch nicht. Wobei, die Krönung waren dann Schilder, die überall in Nikko standen, und darauf verwiesen, dass der moderne Gläubige jetzt seine Spenden auch ganz komfortabel mit einer Spenden-App machen kann, indem er am jeweiligen Gebäude nur noch den QR-Code scannen muss. Wenn die japanischen Glaubensrichtungen digitaler sind als deutsche Behörden...
Hinter dem Rinno-ji steht ein weiteres Tempel, dessen Name mir leider entfallen ist. In diesem fand gerade das Gomada-Feuerritual statt. Auch hier war natürlich im Inneren das Fotografieren verboten. Ichden habe frecherweise von draußen durch die Tür fotografiert und hab dafür geschimpft bekommen. Hinter einer Säule versteckt konnte ich dann aber doch noch einen Schnappschuss vom Feuer machen. Hoffentlich werde ich jetzt im nächsten Leben nicht zu einem Mistkäfer. Das Ritual habe ich mir im Tempel dann aber doch noch angeschaut. Ein Mönch saß mit dem Rücken zu den Besuchern auf dem Boden vor einer kleinen Feuerstelle. Um ihn herum war ein beeindruckender Schrein aufgebaut. Aus diesem bediente er sich regelmäßig irgendwelcher Klangstäbe und Hölzer, die er geräuschvoll gegeneinander schlug. Immer wieder steigerte er sich in einen Singsang, den zumindest ich nicht als Japanisch identifizieren konnte. Die Hölzer wanderten auf die Feuerstelle und wurden dann (vermutlich mit etwas Reisig) entzündet. Das Feuer roch nach Nadelholz, der sich mit dem sonstigen Räucherkram angenehm mischte. Das und die Vehemenz und Überzeugung, mit der der Mönch das Ritual ausführte, sorgten selbst bei mir, der ich vollkommen ungläubig bin, für eine fast schon religiöse Stimmung.
Der Toshogu-Schrein
Vom Rinno-ji gelangt man direkt zum Toshogu-Schrein. Dies ist einer der wichtigsten Schreine in ganz Japan. Er wurde im Jahre 1617 erbaut und Tokugawa Ieyasu, dem ersten Shogun der Tokugawa-Dynastie, gewidmet. Die Tokugawa-Zeit ist mehr oder weniger die Edo-Zeit (wir erinnern uns ja sicher noch alle an das Museum in Tokio), immerhin der Zeitspanne von 1603 bis 1867, in der es in Japan für japanische Verhältnisse extrem friedlich zuging. Tokugawa Ieyasus Überreste befinden sich ebenfalls in diesem Schrein. Neben einer ganzen Menge weiterer cooler Dinge.
Die drei Affen
Und der Schrein ist noch etwas, nämlich riesengroß. Alles ist sehr verwinkelt und auf mehreren Ebenen in den Berg gebaut, entsprechend schwer lässt sich die gesamte Größe einschätzen. Aber ich sag mal, hm, ein Fußballfeld groß könnte er sein. Nachdem man das Ishidorri-Tor durchschritten hat, landet man auf einem großen Platz, auf dem unter anderem eine fünfstöckige Pagode (Für die fünf Elemente Luft, Wasser, Erde, Feuer und Gummibärchen. Ne, Wind natürlich). Vorbei an wunderschönen, moosbewachsenen Steinlaternen geht es auf die erste Anhöhe. Hier befinden sich die Wirtschaftgebäude des Schreins. Das sind natürlich keine öden Holzhütten, sondern sie sind allesamt wunderschön verziert. Das berühmteste Gebäude ist der Stall, denn an diesem befinden sich die Schnitzereien der drei Affen, die nichts hören, sagen und sehen wollen. Man vermutet, dass das Affenbildnis auf ein japanisches Wortspiel (die lieben sie so wie ich!) zurückzuführen ist. Der verneinte Infinitiv im Japanischen wird auf -ざる (zaru, das Z ist auch dieses Jahr noch ein weiches Z wie in Sahne) gebildet. Also zum Beispiel 見ざる (mizaru) für "nicht sehen". 猿 (zaru) heißt allerdings halt auch Affe. Die Bedeutung des Bildes hat die westliche Welt allerdings leider ziemlich falsch verstanden, vermutlich ob der bein uns vorherrschenden negativen Bedeutung von Affen. Bei uns ist es nun eher das Bild von "Schlechtes nicht wahrhaben wollen", während die ursprüngliche Bedeutung "Über Schlechtes weise hinwegsehen" ist.
Und das ist wirklich kein Scherz jetzt. Die drei Affen sind so berühmt, dass sie es sogar in Eure Emoji-Tastatur geschafft haben. Glaubt Ihr nicht? Guckt Ihr hier: 🙉🙊🙈
Yomeimon
Von den Stallungen geht es vorbei an einem wunderschönen Gebäude, in dem man sich die Hände reinigt, und weiteren prächtigen Bauten zu den Stufen zum Yomeimon, dem vermutlich bekanntesten Bauwerk von ganz Nikko. Das Yomeimon ist ein Tor, über und über voll mit Fabeltieren, Verzierungen und richtig viel Gold. Hier habe ich den Sonnenschein besonders vermisst, da es dann bestimmt noch beeindruckender wirkt. Aber selbst bei schlechtem Wetter ist es tatsächlich ein Hingucker. Die Form ist spektakulär und es steckt voller Details. Fabeltiere wie Drachen, irgendwelche Szenen mit Mönchen, viele Farben und vor allen Dingen Gold, Gold, Gold. Natürlich ist das Tor wie fast alles in Japan auch schon mal abgebrannt, wurde dann aber auch einfach wieder aufgebaut (An dieser Stelle: Der fürchterliche Brand, der die Burg Shuri auf Okinawa vor wenigen Tagen bis auf die Grundmauern hat niederbrennen lassen, hat mich ziemlich getroffen. Die Bilder sind schrecklich. Und ich kann mich noch sehr gut an unseren Besuch letztes Jahr dort erinnern, was für ein wunderschöner Ort. Hoffentlich bauen sie das auch schnell wieder auf).
Auf dem Platz hinter dem Yomeimon hat es sich dann mit der japanischen Zurückhaltung. Überall Verzierungen, überall Gold und dazwischen Massen an staunenden Touristen und ihre depperten Selfie-Sticks. Hier gibt es auch endlich mal einen Goshuin (Neulinge und Leute mit schlechtem Gedächtnis: Das sind Goshuins für mich. Die Schlange ist allerdings unglaublich lang. Als ich endlich an der Reihe bin, teilt man mir mit, dass ich allerdings etwa 40 Minuten auf die Fertigstellung warten muss. Ob ich mich denn wohl noch so lange hier aufhalten kann, ohne mich zu langweilen? Ohne zu viel verraten zu wollen: Und ob!
Die schlafende Katze
Durch ein Tor rechts vom Yomeimon kann man den hunderte Steintreppen weiten Aufstieg zum Grab Ieyasus erreichen. In diesem Tor befindet sich ein weiteres nationales Kulturgut Japans. Quasi die Erfindung des Katzen-Contents über dreihundert Jahre, bevor das Internet erfunden wurde: 眠り猫 (Nemuri Neko, die schlafende Katze). Mir selbst wäre sie natürlich nicht aufgefallen, aber es gab eine Menge Hinweistafeln, die Bildungsbürger wie mich darauf hinwiesen, gerade vor etwas Großartigem zu stehen. Zum Einen sagt man der Schnitzerei aus dem 17. Jahrhundert nach, dass sie Ratten und Mäuse vertreibt. Das glaube ich sofort! Und dann ist auf der anderen Seite der Katze die Schnitzerei eines Sperlings. Nimmt man den Zierrahmen heraus, sitzt dieser genau über der Katze. Das bedeutet, solange die Katze den Sperling nicht sieht, ist alles ruhig. Und das symbolisiert Frieden. Nun denn.
Den Aufstieg macht man dann durch einen Wald von wunderschönen, jahrhundertealten, riesigen Tannen über - wie schon gesagt - hunderte Steinstufen. Das war ganz schön anstrengend. Zum Glück gab es oben eine kleine Verpflegungsstation, in der man sich halbwegs günstig kalten, grünen Tee in der Dose aus dem Automaten ziehen konnte. Ein erstaunlicher Wandel, wenn man bedenkt, dass dieser Teil des Schreins erst in den 60er-Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Auf dem Gipfel hinter einem weiteren, wunderschönen Tor befindet sich der persönliche Schrein des Shoguns. Nur der aktuelel Tokugawa-Shogun durfte sich hier aufhalten und in der Nähe der sterblichen Überreste des Gründers beten und meditieren. Das Gebäude ist insbesondere im Vergleich zum Rest von Nikko eher schlicht. Besonders wird er durch seine Funktion und den Ort. Der liegt nämlich nicht nur wie schon gesagt spektakulär, sondern direkt dahinter befindet sich dei Grabstätte des ersten Tokugawas-Shoguns Ieyasu. Den Zugang kann man auf dem Bild bereits erkennen, es ist das eiserne Tor hinten rechts. Wir Unwürdigen dürfen natürlich nicht durch das kunstvoll verzierte Tor, sondern gehen durch einen Seitengang.
Die Urne wurde anfangs von einer Holzpagode geschützt, dann aber relativ schnell durch eine Konstruktion aus Stein ersetzt. Diese fiel Ende des 17. Jahrhunderts einem Erdbeben zum Opfer und wurde dann durch die bis heute Version aus Bronze ersetzt. Wenn man bedenkt, durch wie viele Tore (Fünf?) man gehen muss, wie viele Treppen (Zehn? Zwanzig?) oder gar Treppenstufen (Hunderte!) man hochgehen musste, um an diesen Ort zu gelangen, kann man sich in etwa die Bedeutung für die Japaner vorstellen. Hier liegt dieser Typ namens Toshugawa Ieyasu begraben, der für wichtige Teile dessen verantwortlich ist, was die heutige Kultur Japans ausmacht. Naja, vielleicht hatte Super Mario auch einen gewissen Anteil. Hoffentlich bauen sie dem ein ähnliches Mausoleum.
Jetzt aber mal schnell die Stufen wieder runter, immerhin müsste mein Goshuin mittlerweile fertig sein. Die Schlange (auch zum Abholen stellt man sich brav wieder hinten an...) ist zum Glück deutlich kürzer und ich kann meinen ersten Goshuin der Reiwa-Zeit in Empfang nehmen. Und dann gleich an so einem wichtigen Ort. Toll! Das war's dann auch schon im Toshogu-Schrein. Aber es ist ja nicht so, dass Nikko nicht noch etwas mehr zu bieten hätte.
Der Taiyuinbyo
Da es schon langsam dämmerte, musste ich wirklich Gas geben. Schließlich wollte ich mir den Taiyuinbyo noch anschauen. Der gehört irgendwie zum Rinno-Ji und ich hatte eine Kombi-Karte gekauft. Und so eine Karte kann man doch nicht einfach verfallen lassen. Quatsch, natürlich wollte ich mir den wirklich noch anschauen. Immerhin ist er die Grabstätte des zweiten Tokugawa-Shoguns Iemitsu. Warum genau der Tempel dann wiederum zum Rinno-Ji gehört, ist mir unklar. So ganz steige ich durch diese ganzen Shinto-Buddhismus-Geschichten nicht durch. Egal, solange es schön ist.
Auch wenn hier ebenfalls nicht am Gold auf den Dächern gespart wurde, hat der Tempel eine völlig andere Atmosphäre. Er ist deutlich weitläufiger und offener angelegt. Und es ist fast kein Tourist da (was vermutlich nicht nur an der bereits fortgeschrittenen Uhrzeit lag). Das Mausoleum Iemitsus befindet sich in einem nicht zugänglichen Zedernwald, aber man kann die Gebäude in der Ferne erkennen. Sieht so aus, als hätte er was für schöne Natur übrig gehabt. Im inneren Bereich des Tempels ist dann Fotografieren mal wieder verboten. Da man nicht auch noch Schlange stehen muss, ziehe ich meine Schuhe aus und gehe hinein. Es gibt erneut eine Sammlung goldener Heiligkeiten. So langsam habe ich aber echt genug Gold für einen Tag gesehen. Schön ist es trotzdem. Und das muss ich sagen: Es duftet da wirklich überall prächtig. Während ich in der Halle bin, betritt ein Mönch den Raum. Verdammt, ich habe am Eingang gelesen, was das bedeutet. Der erklärt jetzt was auf Japanisch und solange er redet, haben sich alle auf den Boden zu setzen. Ich verstehe sogar ein paar Worte. Trotzdem eher eine merkwürdige Geschichte. Während ich draußen meine Schuhe wieder anziehe, kommt mir eine Erkenntnis, die ich letztes Jahr schon hatte: Die Japaner lieben Slipper und schnüren ihre Turnschuhe gerne so, dass man die einfach so an- und ausziehen kann. Ich weiß, warum.
Der Rest vom Schützenfest
Nach diesem Tempel gab es noch ein paar Reste. Man konnte ein paar seltsame Aktionen begucken, da wurden Löwenstatuen mit bunten Zettelchen bestückt, an ein paar kreisrund gebundenen Ästen konnte man Freundschaftskärtchen für die ganze Welt schreiben. Es gab Querschnitte der riesigen Bäume und Informationen über die aktuell laufenden Renovierungsarbeiten (immerhin von 2007 bis 2024), von denen man erstaunlich wenig mitbekam. Während es dann langsam wirklich dunkel wurde, bin ich noch an einem weiteren Schrein vorbeigelaufen, der extrem langweilig aussah. Das war aber wohl der Futarasan-Schrein. Der gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Aber nicht aufgrund seines Aussehens, sondern weil er wohl bereits im 8. Jahrhundert erbaut wurde. Und dann ist er ein Dutzend Mal durch Erdbeben eingestürzt, durch Fluten weggespült worden und nochmal so oft abgebrannt.
Und ab nach Hause
Nun hieß es aber langsam, zurück zum Bahnhof zu kommen. Wie in Japan üblich wurde es früh und zügig dunkel. Also raus aus der Tempel-Anlage, an der immer noch belagerten Brücke vorbei und die Hauptstraße runter. Nach erträglicher Wartezeit tuckerte uns eine hoffnungslos überfüllte Bahn auf der Nikko Line zurück, ich stieg in den Shinkansen nach Sendai. Und lag gar nicht so viel später um viele neue Eindrücke sehr zufrieden im Bett.
Anbei die üblichen Bilder, die es nicht in den Artikel geschafft haben. Beim Aufräumen habe ich außerdem noch zwei halbwegs brauchbare Videos gefunden. Zum Einen ein etwas schneller Schwenk über den Hauptplatz des Toshogu-Schreins:

Und zum Anderen die Einfahrt meines Shinkansens nach Sendai. Leider war es ein etwas älteres Model, die neueren sehen deutlich spektakulärer aus. Und dass die Tür genau vor meinen Füßen hält, ist natürlich kein Zufall:

Bildergalerie
Kommentare
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Am 05. November, 15:22 Uhr (Japan), 05. November, 07:22 Uhr (Deutschland)Die drei Affen sind ja reichlich unspektakulär. Die hatte ich mir deutlich größer und irgendwie imposanter vorgestellt. Aber es ist schon interessant, dass diese kleine Holzschnitzerei (?) und deren (falsch verstandene) Bedeutung auf der ganzen Welt bekannt ist.Am 05. November, 20:41 Uhr (Japan), 05. November, 12:41 Uhr (Deutschland)Ja, ist eine Schnitzerei. Die schlafende Katze ist auch nur ein paar Zentimeter groß. Aber das ist ja auch bei der Mona Lisa nicht anders. Bedeutende Werke müssen nicht immer gleich 100 Meter groß sein.