Back in Japan
Probleme mit dem Handgepäck
Am Flughafen gab es deutlich weniger Spaß als bisher in Vietnam. Müde und genervt angekommen, erhielt ich quasi direkt bei meiner Ankunft die Nachricht, dass sich mein Flug um etwa zwei Stunden verspäten wird. Statt 23:40 Uhr sollte es jetzt erst um 1:30 Uhr losgehen. Gepäck aufgeben durfte ich auch noch nicht, erstmal musste noch ein Flieger nach Seoul abgefertigt werden und zwei gleichzeitig, das geht natürlich nicht. Wirklich beschweren kann ich mich nicht, ist halt Billigflieger und dafür habe ich um die 400 Euro gespart zu den normalen Tickets. Bei der Gepäckaufgabe dann der nächste Spaß: Da ich ja traditionell immer mit einer ganzen Kiste voller Elektronikzeug reise und man das ins Handgepäck nehmen muss (Akkus) und will (Laptop, Kamera, Switch), ist mein Handgepäck immer ziemlich schwer. Die meisten Airlines gucken da nicht drauf, aber bei manchen muss man das wiegen. Den Spaß hatte ich letztes Jahr schon mit Emirates. Hier dann auch wieder. Und natürlich bin ich knapp über den 8 Kilo Maximalgewicht. Da ich aber ja um das Problem weiß, habe ich selbstverständlich schon alles in den Koffer gepackt, was ging. Ob ich nicht noch was in den Koffer umpacken kann, fragt die Dame. Ich so: Ne, geht nicht. Sie guckt komisch. Da fällt mir ein toller Schachzug ein: Ich nehme die Kamera aus dem Handgepäck. Und schon wiegt mein Handgepäck unter 8 Kilo. Die Dame freut sich und ich bekomme den nötigen Prüfaufkleber an den Rucksack. Noch auf der Waage stecke ich die Kamera wieder in den Rucksack und alle sind glücklich.
Jetzt heißt es Warten
Im Wartebereich habe ich dann ein paar eher freudlose Stunden verbracht. Wobei ich die Zeit immerhin nutzen konnte, um den Bericht von Tag 2 in Vietnam fast fertig schreiben zu können. Und dann ging die Zeit eigentlich auch ganz flott vorbei. Die nette Dame, die meinen Handgepäcktrick mochte, hat mich netterweise mit Hinweis auf meine Körpergröße auf einen Notausgangplatz gesetzt. Wieder ein klarer Sieg für alle: Im Falle eines hoffentlich nicht eintretenden Katastrophenfalles können sich die Passagiere auf mich verlassen. Und ich habe tatsächlich mal fast doppelt so viel Beinfreiheit wie Bein. Dafür war der Sitz ziemlich unangenehm, weswegen nicht viel mehr als ein, zwei Stündchen Halbschlaf drin waren. Und so bin ich dann etwas angeschlagen, aber hocherfreut gegen 10 Uhr in Japan angekommen. Erstaunlicherweise war das bereits meine vierte Landung in Tokio (Ankunft letztes Jahr, Rückreise nach der Sprachschule, Rückreise nach Okinawa und diese Ankunft). Öfter bin ich nur in Hamburg und München gelandet. Und ein weiteres Mal kommt am Ende der Reise hinzu.
Auf nach Ueno
Der Rest war dann unspektakulär. Ich konnte meine SIM-Karte am Flughafen abholen, kurz konfiguriert und jetzt habe ich 30 Tage unlimited 4G. Den Rest kannte ich schon von der letzten Ankunft in Narita (das ist ja eher so der Gammelflughafen im Vergleich zu Haneda: Total hässlich und ganz weit außerhalb Tokios). Ticket für den Skyliner für etwa 20 Euro gekauft und dafür in 40 statt 80 Minuten bis Bahnhof Ueno. Dort habe ich mich dieses Mal einquartiert. Direkt vor der Haustür ist der tolle Ueno Park. Akihabara ist in Fußlaufreichweite. Und alles andere ist auch hervorragend von hier zu erreichen. Kann ich empfehlen.
Eine blöde Nachricht erreichte mich dann auch noch. Die eigentlich für den morgigen Tag angesetzte Parade zur Krönung des neuen Kaisers ist verschoben worden. Das Wetter war zu schlecht und der Kaiser hatte wohl keinen Bock, dass so unseriöse Typen wie ich ihm zuwinken. Das kann ich gut verstehen. Nein, natürlich ist das nicht der Grund. Man hat sich überlegt, dass das Land erst einmal in Ruhe die schlimmen Ereignisse verursacht von Taifun Hagibis verarbeiten soll. Stattdessen wird irgendwann im November paradiert, während ich in Westjapan herumfahre. Für mich etwas enttäuschend, aber nachvollziehbar.
Akihabara
Da ich mal wieder ein paar Stunden schwer übernächtigt zu überbrücken hatte, bis ich ins Hotel einchecken konnte, habe ich mich für ordentlich was auf Augen und Ohren entschieden und bin schnell rüber nach Akihabara gelatscht. Das Gepäck konnte ich immerhin im Hotel lassen. Auf dem Weg habe ich schnell einiges wiedererkannt und konnte somit über die Hälfte der Strecke ohne Google Maps zurücklegen. Ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man nicht mehr auf GPS angewiesen ist, wenn man ins Nerd-Paradies möchte. Strategisch liegt mein Besuch in Akihabara natürlich nicht so gut. Würde ich mich hier jetzt mit einer Kiste voller Gadgets, gebrauchter Gameboy-Spiele und Plastikspielzeug eindecken, müsste ich das entweder mit der Post nach Hause schicken (teuer) oder mitschleppen (anstrengend). So richtig Kaufrausch hatte ich aber eh nicht. Gucken und Staunen reicht vollkommen. Arcades habe ich dieses Mal komplett ausgelassen, das knall da drin ja nur am Wochenende so richtig. Stattdessen habe ich mich auf ein paar Plastikfiguren-Läden konzentriert, bin fast an Reizüberflutung im Don Quijote gestorben (mal bei YouTube nach "Don Quijote Akihabara" suchen) und war bei Super Potatoe. Das ist die Adresse überhaupt für gebrauchte Videospiele und Konsolen. Hier gibt es eigentlich nichts, das es nicht gibt. Ich habe all die feuchten Träume meiner Videospiele-Kindheit gesehen und anfassen können. Und konnte sogar an einem Virtual Boy spielen. Das war Nintendos erster Versuch eines Gameboy-Nachfolgers. Mobil und mit Pseudo-VR. Aber dafür mit immensem Batterieverbrauch, Kopfschmerzen verursachendem Display und nur beschissenen Spielen. Der hat es darum gar nicht erst nach Europa geschafft. Alles in allem ein Besuch wie in einem Videospiele-Museum. In dem Laden ist es total eng und stickig, weshalb ich die Kamera in der Tasche gelassen habe. Aber ein paar Handyfotos habe ich gemacht. Die hänge ich unten mal noch an. Da ich keinen alten Kram sammel, bin ich aus der Superkartoffel ganz ohne Ausgaben rausgekommen. Und schon hatte ich die Zeit rumgebracht, um im Hotel einchecken zu können.
Zurück nach Ueno
Also die Beine in die Hand und zurück zum Hotel. Das Zimmer ist erwartet klein, hat aber sonst alle wichtigen Eigenschaften: Sauber, gemütlich, Bett. Ein ganz großes Manko ist mir dann aber doch aufgefallen: Die Klobrille war nicht beheizt. Was für eine Enttäuschung! Wenn das in den nächsten Hotels nicht besser wird, reise ich ab. Dafür hat die heiße Dusche nach der Nacht im Flieger mal wieder richtig gut getan. Beim Zappen durch das japanische Fernsehprogramm bin ich dann kurz eingeschlafen. Der Hunger hat mich aber pünktlich zum Abendessen geweckt.
Schnell was in die Futterluke
Direkt um das Hotel herum ist sowas wie der Kiez von Ueno. Eine Menge gemütlicher Restaurants, ganz viel Leuchtreklame und einige etwas zwielichtige Schuppen. Nieselregen (für den nächsten Tag war ein Taifun für Tokio angekündigt, der sich dann aber nachts noch vor der Küste in heiße Luft aufgelöst hat) und Beleuchtung tauchten die Straßen in eine fast magische Atmosphäre - Tokio aus dem Reisekatalog. Ich hätte sicherlich noch eine Stunde Fotos schießen können, aber zum Einen wurde der Regen langsam stärker. Und zum Anderen hatte ich jetzt echt Hunger. Nach gegrillter Auster, eine Pfanne Gyoza und einem Thunfischsteak sah die Welt schon ganz anders aus. Auf dem Weg zurück im Hotel deckte ich mich noch schnell im Conbini ein (Weintrauben-Fanta für den nächsten Tag und noch zwei Dosen Bier für den Fernsehabend im Bett). Im Bett habe ich noch etwas Deutsch mit Norbert gelernt und bin mehr als zeitig eingeschlafen.
Unten gibt es noch ein paar Fotos aus Akihabara und Ueno bei Nacht.
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