Eine Stadt in der Stadt, mit Kanal
Weil ich doch noch das Haus verlassen habe. Schließlich ist das mein einziges Wochenende in Fukuoka. Und Fukuoka ist abgesehen vom derzeitigen Wetter so eine tolle Stadt. Also haben meine Mitbewohnerin und ich uns gegen sechs Uhr abends, als zumindest die Sonne nicht mehr so schlimm war, auf eine gefährliche, ungewisse Reise begeben. Natürlich haben wir uns im Konbini reichlich mit Wasser eingedeckt. Und dann ging es, äh, im Grunde zu der Haltestelle, an der wir auch zur Schule immer aussteigen. Aber dann das erste Abenteuer: Von hier ging es mit dem Bus weiter.
Wie fährt man in Japan mit dem Bus?
Busfahren ist gar nicht so einfach in Japan. Es fängt ja schon damit an, dass die hier alle auf der falschen Straßenseite fahren. Im Prinzip ist Linksverkehr - solange man selbst nicht Auto fährt - gar nicht so wild. Aber beim Busfahren muss man natürlich die richtige Straßenseite nehmen. Vergisst man das, fährt der Bus auf einmal in die falsche Richtung. Das ist uns natürlich nicht passiert. Und in Fukuoka kann man zum Busfahren auch diese superpraktische Nimoca Card benutzen. Man steigt hinten in den Bus ein, hält seine Karte vor die IC-Card-Fläche. Ausgestiegen wird vorne, da hält man wieder seine Karte dran und der bis dahin verfahrene Betrag wird automatisch abgebucht.
Meine Mitbewohnerin konnte mir aber auch erklären, wie Busfahren ohne Zauberkarte geht. Ein witziges System: Statt seine Karte wo gegen zu halten, gibt es einen Automaten, der spuckt Tickets aus. Das Tolle daran, die sind erstmal kostenlos. Auf dem Ticket steht die Nummer der Haltestelle. Bei uns wär's die 13 gewesen (keine Angst, 13 ist bestimmt in Japan keine Unglückszahl). Vorne hängt ein Monitor mit allen Haltestellennummern drauf. Neben jeder Haltestellennummer steht der Betrag, den man bezahlen muss, wenn man jetzt aussteigt. Also einfach nach vorne gehen, auf den Monitor gucken und fertig. Man bezahlt dann aber nicht etwa mit seinem Ticket beim Fahrer. Ne, man wirft einfach das Ticket und den Betrag in eine kleine Büchse. Keine Ahnung, ob das nochmal irgendwie kontrolliert wird. Soweit ich Japan mittlerweile verstanden habe, glaube ich aber, dass das auch ohne Kontrolle funktioniert.
Und was war das Ziel der Busfahrt?
[Spoilerwarnung an meine "Reisegruppe": Das, was ab hier steht, machen wir vermutlich Ende August auch. Also weiterlesen auf eigene Gefahr!] Wir hatten zwei Ziele, die direkt nebeneinander lagen. Er ging es zum 櫛田神社 (Kushida Schrein) und danach in die キャナルシティ博多 (Canal City Hakata). Das ist eine Shopping Mall mit einem Kanal (und Hakata ist ein Teil von Fukuoka, war mal eine eigene Stadt, dann sind sie ineinandergewachsen und Fukuoka hat gewonnen).
Der 櫛田神社
Der Kushida Schrein ist jetzt nichts wirklich Besonderes. Aber er war halt eben um die Ecke. Ein kleiner Shinto-Schrein, in dem man Amaterasu, Göttin der Sonne und des Universums, und Susanoo, Gott des Meeres und des Sturmes, anbeten kann. Ein wirkliches Anliegen an die beiden Götter hatten wir nicht. Aber immerhin haben wir uns ordnungsgemäß gereinigt. Zum Glück gab es dafür eine Anleitung. Man nehme die Bambuskelle in die rechte Hand und reinige damit die linke. Dann die Kelle in die linke Hand und die rechte reinigen. Dann wieder ein Handwechsel, mit der Kelle Wasser in die linke Hand und davon etwas trinken (Ich hatte aber auch einen Durst!). Im Anschluss nochmal die linke Hand gereinigt und die Kelle zurückgelegt. Fertig!
Auf dem Gelände stehen dann die Schreine für die jeweiligen Götter. Aber es gibt auch Toiletten und natürlich mehrere Getränkeautomaten. Und was macht man jetzt in so einem Schrein außer Hände waschen und ein bisschen Wasser trinken? Hm, also. In Japan gibt es zwei große Religionen, den aus China importierten und abgewandelten Buddhismus. Und die eigene, aber mittlerweile auch mit dem Buddhismus vermischte Religion namens Shinto. Entsprechend ist es nicht so einfach, die beiden Religionen auseinander zu halten. Ich habe gehört, dass es in etwa so ist: Erstmal nennt man die heiligen Stätten der Buddhisten Tempel und die des Shinto Schrein. Es gibt natürlich auch unreligiöse Japaner, aber die meisten Japaner glauben zumindest an eine, viele auch an beide Religionen. Und abergläubisch sind sie alle irgendwie. Die beiden Religionen werden in der Regel bei Problemen "angefragt". Dabei geht man mit Problemen des Jenseits in den buddhistischen Tempel und bei Problemen des Diesseits in den Shinto-Schrein.
Zu Ameterasu geht man also, wenn man Probleme mit dem Wetter hat. Also, wenn man zum Beispiel eine Japan-Reise im Spätsommer gebucht hat, es aber überall etwa 5 Grad wärmer als normalerweise ist. Am Schrein hängt eine Preisliste. Auf der kann man nachschauen, was der Wunsch kostet. Ich vermute ja, irgendein Scherzkeks hat mal so richtig in besseres Wetter investiert. Diese Kordel über dem Eingang ist auch sehr typisch für einen Schrein. Sie wird von den Bauern der Region aus Reisstroh gefertigt. So eine Kordel kann schon mal mehrere hundert Kilo wiegen und die Herstellung ist sehr schweißtreibend.
Wenn man ein größeres Anliegen hat, kann man sich so 30 Zentimeter große Holzbrettchen kaufen und beschriften lassen. Und ich wette, nach oben ist das Limit finanziell noch nicht erreicht. Die christliche Kirche ist sicher ganz neidisch. Gut, dafür kennt man hier natürlich keine Kirchensteuer. Obwohl wir erst kurz vor Sonnenuntergang da waren, war vor dem Amaterasu-Schrein noch ein wenig Trara. Da der Schrein nicht unser Hauptziel war, sind wir noch zu Susanoo gegangen. Der Tempel war vielleicht ein Viertel so groß. Muss sich schon echt scheiße anfühlen an Susanoos Stelle. Susannoo hatte offenbar auch schon Feierabend, der Käfig war leer (Nein, liebe Kinder. Das soll natürlich so sein. Der Onkel macht nur wieder Quatsch.). Unten rechts sieht man die Spendenbox. Das Holzteil links daneben sieht so ähnlich aus, wie die Täfelchen, die man spenden kann.
Auf nach Canal City!
Aber wir sind ja nicht zum Schreingucken oder gar Spenden aus dem Haus gegangen. Das Ziel war Canal City! Aber wie kommen kommt man jetzt vom Tempel zum Einkaufscenter? Einfach mal einen Nebenausgang raus. Und wie durch ein Wunder, zehn Meter hinter dem Tempel-Ausgang geht es auch schon die Rolltreppe hoch. Wieder mal gut organisiert, liebes Japan!
Canal City ist eins der größten Einkaufscenter Japans. Über 300 Geschäfte erstrecken sich auf fünf Etagen. Das wohl Spannendste an Canal City ist, dass es ein ungewöhnliches Kühlkonzept hat. Anstatt oben einen Deckel draufzusetzen und überall Klimaanlagen zu installieren, ist ein Großteil des Centers offen. Der Außenbereich ist wie ein Windkanal gebaut und im Erdgeschoss fließt ein künstlicher Kanal. Durch den Wind und die Verdunstung soll es ganz angenehm sein. Ob das Konzept wirklich funktioniert, weiß ich nicht. Als wir angekommen sind, war die Sonne bereits untergegangen und es war, hm, erträglich. Zusätzlich zum Kanal hatten sie etwa einen halben Meter hohe Eisblöcke aufgestellt, um den Kühleffekt noch zu verbessern. Allerdings war gestern abend auch ein wirklich unangenehmer Abend. Um Mitternacht hatten wir noch gefühlte Temperaturen von jenseits 40 Grad.
Zu jeder vollen Stunde gibt es im Zentrum der Mall eine Wassershow. Und in der Sommerzeit abends immer besonderes Programm. Dieses Jahr Dragonball, One Piece und Godzilla. Als wir ankamen, wartete bereits eine ganze Menge Leute auf die One-Piece-Show. Auf dem Bild oben sieht man, wie sich die Galerien füllen. Im Erdgeschoss vor den Fontänen gab es einen abgesperrten Bereich, in dem Eltern mit ihren Kindern auf Ruffy und seine Crew warteten.
Und weil jetzt vermutlich nicht jeder deswegen extra nach Fukuoka fliegen möchte, habe ich zwei kleine Video-Eindrücke aufgenommen:


Die Projektionsfläche ist übrigens das fünf Stockwerke hohe Hyatt Hotel, das an der Stelle die eine Wand des Windkanals bildet.
Nach der Show wollen wir gerade gehen, als ich hinter mir höre, wie jemand etwas sagt, das wie "Hey, Jan!" klingt. Ich denke so, das ist ja lustig, aber reagiere nicht. Da, nochmal! Haha, witzig. Dann drehe ich mich doch um. Und ich war tatsächlich gemeint. Felix, einer der Deutschen, die wir vor einigen Tagen im Izakaya getroffen haben, hat mich entdeckt. Meine japanische Tarnung scheint noch nicht perfekt zu sein.
Wir sind dann noch einige Zeit durch das Kaufhaus gelaufen. Man verliert sehr schnell die Orientierung, kommt von einer Sportabteilung in die nächste T-Shirt-Abteilung. Dazwischen Stände, an denen sich japanische Mädchen die Karten legen lassen. Statuen von Dragonball, Spielhalle, jede Menge Restaurants. Und Hello Kitty war natürlich auch da.
Da es draußen wie gesagt echt nicht so angenehm war, waren wir nach ein paar Stunden wirklich platt und es ging zurück nach Hause. Die Mall kann man sich auf jeden Fall anschauen. Ich komme Ende des Monats nochmal vorbei und dann guck ich mir die Godzilla-Show an. Ich hau noch ein paar unkommentierte Impressionen von Fukuoka bei Nacht raus.
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