Keine besonderen Vorkommnisse
Heute waren die Temperaturen schon wieder etwas und die Luftfeuchtigkeit deutlich höher. Und obwohl ich nachts verhältnismäßig viel geschlafen habe, bin ich heute recht müde gewesen. Deswegen habe ich die Kamera doch lieber zuhause gelassen und auch sonstige Außenaktivitäten lieber auf ein Minimum reduziert.
Ansonsten gibt es nicht so viel zu berichten. Der Taifun ist recht deutlich vor Tokio dann doch noch gen Osten abgebogen, hat nur die Ostküste Japans gestriffen und ist dann zurück Richtung Meer gezogen. In Tokyo hat es schon einiges an Regen und Wind gegeben, aber ansonsten war alles ruhig. Wer sich die aktuelle Taifunlage in Japan anschauen mag, guckt am besten bei den Tropical Cyclone Information der Japan Meteorological Agency vorbei. Ich kann aber auch zusammenfassen: Der Taifun streift gerade noch etwas an der Ostküste entlang. Ansonsten gibt es für eigentlich ganz Japan außer dem nördlichen Drittel eine Temperaturwarnung für die nächsten Tage. Wunderbar.
Und Schule war halt Schule. Einen Tag noch, dann ist Wochenende. Und eine Woche noch, dann sind Sommerferien. Hurra! Es hat natürlich auch heute Spaß gemacht, aber es war auch ein wenig anstrengend. Ich habe jede Menge neue Verben gelernt. Wirklich Erwähnenswertes war jedoch nicht dabei.
Das Spektakulärste des Tages war eigentlich, dass ich endlich mein erstes Onigiri in Japan gegessen habe. Für die Nicht-Japanophilen unter uns: Onigiri sind gefüllte Reisbällchen, meist dreieckig. Es gibt sie mit den verschiedensten Füllungen. Was drin ist, steht auf der Verpackung. Unter Touristen mit mangelhaften Kanji-Kenntnissen (also mich) gibt es deswegen ein beliebtes Spiel: Die Onigiri-Lotterie! Man stellt sich wie die anderen Japaner wissend vor das Onigiri-Regal, wägt ab, schaut, zögert, denkt nach. Und dann greift man sich einfach eins und hofft, dass nichts Ekliges drin ist.
In meinem war was Leckeres drin. Aber ich könnte jetzt auch nicht ganz genau sagen, was es war. Schmeckte aber vegetarisch. Damit man das Onigiri besser greifen kann und weil es total gesund ist, wird ein Onigiri in der Regle in ein Stück Nori-Alge gepackt. Das sind diese schwarzgrünen Dinger, die man vom Sushi kennt.
Die Onigiris im Konbini sind natürlich sehr frisch. Aber die Nori-Algen ziehen extrem Wasser. Wenn man die also direkt schon im Regal auf den Reis packen würde, saugen sie in wenigen Stunden Wasser aus dem Reis, werden matschig und der Reis färbt sich grün. Und das geht ja wohl mal gar nicht. Deswegen hat man sich einen ausgeklügelten Verpackungsmechanismus ausgedacht. Erst muss man an der Packung hinten ein Bändchen herunterziehen. Damit teilt man die Verpackung in der Mitte und dann zieht man sie an den Ecken auseinander. Zwischen Alge und Reis ist eine Plastifolie, die beim Auseinanderziehen herausgezogen wird. Und erst dann darf die Alge den Reis berühren.
Onigiri ist das eigentliche japanische Nationalgericht, darum sollte man das schon probieren, wenn man hier ist. Aber ich sag mal, wer kein großer Fan von Sushi ist und nicht so auf kalten Klebreis mit Algen steht, der wird kein Fan. Mir hat es geschmeckt, morgen ziehe ich ein neues Los in der Lotterie.
Dazu gab es ein Sandwich mit einer Art Schnitzelwurst. Wirklich sehr würzig und schmackhaft, aber auch leider etwas überteuert. 350 円 (= Yen, in Japan aber En gesprochen) sind etwa 2,70 €. Das Onigiri hat um einen Euro gekostet, das ist mal Value for Money. Und in der großen Getränkelotterie gab es heute japanisches Wal-Sperma. Das schmeckt zwar nicht so gut, soll aber Glück für die Onigiri-Lotterie bringen. Nein, Quatsch. Das ist カルピス (Calpis, gesprochen karupisu), ein Softdrink auf Milchbasis. So in etwa hat er auch geschmeckt. Also eher nicht so gut. Im Westen wird der Drink als Calpico verkauft. Was ist denn an car piss auszusetzen gewesen?
Direkt nach der Schule bin ich noch etwas durch's Viertel gelaufen. Ich hätte es sogar fast bis an's Meer geschafft. Man konnte es schon deutlich riechen. Leider waren Industrie- und Hafenanlagen im Weg. Naja, das schaffe ich auch noch. Auf dem Weg zur Bahn habe ich dann noch neue Wege zur Haltestelle erkundet. Anscheinend kann man große Teile der Strecke zur Schule unterirdisch zurücklegen. Das wär natürlich was, falls nächste Woche wirklich die große Hitze zurückkommen sollte.
Und als Rausschmeißer gibt es noch einen Eindruck, wie es in so einer japanischen S-Bahn so aussieht. Eigentlich so, wie man es sich vorstellt. Ich glaube, die spielen alle Candy Crush Saga und Quizduell. Was man nur erahnen kann: Es ist wirklich supersauber (nicht nur in der Bahn) und angenehm entspannt und leise. Keine lauten Gespräche, kein Herumgeprolle, keine Telefonate und - eine der schlimmsten Krankheiten unserer Zeit - irgendwelche Arschgeier, die ihre Mitmenschen mit ihrer lauten Schrottmusik aus dem Smartphone belästigen. Das werde ich garantiert vermissen.
Was man auf dem Bild auch nicht wirklich erkennen kann, die Japaner legen größtenteils viel Wert auf modisches, schickes Auftreten. Ich bin da ja beileibe kein Fachmann, aber selbst mir fällt es auf. Auf der anderen Seite gibt es dazwischen aber auch immer mal ganz ulkige Totalausfälle. Und glücklicherweise fällt man hier auch mit kurzer Hose nicht sonderlich auf. Bei der Hitze würde ich sonst sicher einfach eingehen.
Auf dem Weg von der Bahn nach Hause kam mir eine Mutter mit ihrer vielleicht zweijährigen Tochter entgegen. Das Kind guckte mich schon aus der Entfernung mit großen Augen an. Als ich die beiden fast erreicht hatte, flüsterte die Mutter dem Kind etwas zu und das Mädchen sagte ganz leise "こんにちわ (Guten Tag! gesprochen: konnichiwa)". Und als ich auch "こんにちわ" gesagt habe, strahlte es und guckte, als hätte es gerade den Weihnachtsmann getroffen. Dabei war das Vergnügen ganz meinerseits.
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Kommentare
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Am 13. August, 04:04 Uhr (Japan), 12. August, 21:04 Uhr (Deutschland)Die Reaktionen der Kinder auf westliche Menschen mit einer gewissen Körpergröße ist wirklich putzig. 😅Am 13. August, 19:31 Uhr (Japan), 13. August, 12:31 Uhr (Deutschland)Jo, heute im Supermarkt bin ich auch schon wieder von so einem halben Meter aus allernächster Nähe angeglotzt worden. Das Mädchen wäre vor Staunen fast umgefallen. Zum Glück ist nichts passiert.